Wie führt man eine mehrsprachige Studie durch?

Ein Beitrag von Nina Arisci

Die Mehrsprachigkeit der Schweiz ist als wertvoller Aspekt unserer Gesellschaft kaum wegzudenken. Laut Bundesamt für Statistik gaben im Jahr 2018 62% der Schweizerinnen und Schweizer Deutsch oder Schweizerdeutsch als ihre Hauptsprache an, gefolgt von Französisch mit 23%, Italienisch mit 8% und Rätoromanisch mit 0,5%. Neben diesen vier offiziellen Sprachen werden aber auch viele weitere Sprachen gesprochen; unter anderem die deutschschweizerische Gebärdensprache, die Langue des Signes Française und die Lingua Italiana dei Segni.

Das Hauptziel der SELODY-Studie war es, die Studienergebnisse für möglichst viele Menschen in der Schweiz und rundherum nutzbar zu machen. Um das zu garantieren, mussten wir natürlich sicherstellen, dass möglichst viele dieser Personen als Teilnehmende vertreten sind. Deshalb haben wir seit dem Studienstart unsere Materialien in verschiedenen Sprachen zur Verfügung gestellt. Spezifisch haben wir bei der Bekanntmachung der Studie die Informationen auf Deutsch, Französisch, Italienisch, in deutschschweizerischer Gebärdensprache und in der Langue des Signes Française verbreitet. Die Fragebogen für die zurzeit laufende Hauptstudie können auf Deutsch, Französisch und Italienisch ausgefüllt werden. Auch hierfür boten wir die Vermittlung von Gebärdensprachdolmetscherinnen und Lormdolmetschern an. Durch die grosse sprachliche Vielfalt konnten wir über die Landesgrenzen hinweg Teilnehmende aus Deutschland, Österreich und Frankreich gewinnen.

Natürlich müssen wir deshalb während der Studie einiges beachten, damit alles rund läuft. Beispielsweise sprechen alle im SELODY-Team mindestens zwei Sprachen fliessend. Die Übersetzung der Fragebogen für die Hauptbefragung haben wir aber in professionelle Hände gegeben – so können wir sicherstellen, dass gerade auch die Fragen über abstrakte Themen wie Beziehung oder Gesundheit angemessen übersetzt sind. Diese werden in verschiedenen Sprachen und Kulturen nicht unbedingt auf die gleiche Weise bezeichnet und beschrieben, weshalb die Unterstützung professioneller Übersetzungsteams sehr wertvoll war.

Aber auch innerhalb derselben Sprache mussten wir manchmal unterschiedliche Begriffe verwenden. Ein Beispiel dafür ist die staatliche Unterstützung bei gesundheitlich bedingter Arbeitsunfähigkeit. Was in der Schweiz als Invaliditätsversicherung, kurz IV, bekannt ist, trägt in Deutschland und Österreich andere Namen und funktioniert nicht gleich. Dies mussten wir sprachlich und politisch korrekt erfassen.. Wir mussten also durchwegs achtsam sein und waren daher sehr froh, dass wir auf die Unterstützung von Sprachexpertinnen und Sprachexperten zählen konnten. Mit dem SZBLIND haben wir so bespielsweise auch ein Dokument entwickelt, in dem alle wichtigsten Begriffe mit den dazugehörigen Bezeichnungen in den verschiedenen Sprachen aufgezeigt werden. Einen Teil davon haben wir in diesem Blogbeitrag beschrieben.

Wir sind überzeugt, dass sich der Aufwand, diese Studie mehrsprachig durchzuführen, lohnt! Die sprachliche Auseinandersetzung ist für uns bereichernd und wir freuen uns, dass unsere Teilnehmenden so vielfältig vertreten sind. Dies ermöglicht uns, die Ergebnisse unserer Studie so breit wie möglich bekannt zu machen!

Das Studienteam grüsst von zuhause

Ein Beitrag von S. S.

Die Covid-19-Krise ist für Einzelpersonen, Familien und Unternehmen mit vielen Herausforderungen verbunden. Auch das Forschungsprojekt SELODY und dessen Studienteam ist von der Situation betroffen. Wir Mitarbeiterinnen haben nach Lösungen gesucht, um das Projekt im geplanten Zeitrahmen fortzuführen.

Seit Mitte März arbeitet das Studienteam der Universität Zürich im Home-Office und wir Mitarbeiterinnen sind nicht mehr persönlich, sondern über Video, Telefonie oder Chat miteinander in Kontakt. Unser Glück ist es, dass die Hausbesuche bei den Paaren, welche an der Vertiefungsstudie teilgenommen haben, bereits vor dem Lockdown beendet wurden. Unsere Kollegen der Fachhochschule Westschweiz, welche Hausbesuche bei französischsprachigen Paaren durchführen, hatten etwas weniger Glück. Bei ihnen stehen noch einige Hausbesuche aus, die zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden sollen. Die freigewordene Zeit wird nun genutzt, um erste Auswertungen der bisherigen Interviews vorzunehmen. Flexibilität wird in der Krise von uns allen verlangt, das haben Sie bestimmt auch bei sich erlebt!

Zurück zum Zürcher Team: Seit dem Lockdown haben wir uns für die zweiten Befragungen, welche Mitte 2020 starten, vorbereitet. Natürlich ist es anfangs gewöhnungsbedürftig, wenn die Kollegin nicht mehr im Büro nebenan sitzt, sondern für Besprechungen via Videochat anruft. Der Umstand, dass auch die gesamte Lehre der Studierenden zum gleichen Zeitpunkt auf digitale Formate umgestellt werden musste, hat die Situation nicht gerade erleichtert. Wichtig war für uns die Absprache im Team, welche Informationen, Fragen oder Aufgaben über welchen Kanal und in welchem Zeitfenster zu kommunizieren sind. Nach einer kurzen Angewöhnungszeit sind unsere Arbeitsplätze in den eigenen vier Wänden eingerichtet und wir sind erfreut, wie gut es klappt.

Für die zweiten Befragungen erstellten wir Serienbriefe und Adressetiketten im Voraus, um möglichst wenig Zeit im Büro verbringen zu müssen. Wir diskutieren Ideen für die Verbesserung der Abläufe, damit sie reibungsloser und möglichst ohne physischen Kontakt durchgeführt werden können. Die geplanten Telefoninterviews, welche bis anhin mit dem Studientelefon in den Räumlichkeiten der Universität getätigt wurden, erfordern eine andere Möglichkeit. Zusammen mit den Interviewerinnen wurde bald eine Lösung gefunden, mit der bestimmt ein reibungsloser Ablauf der Interviews möglich wird.

Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien viel Kraft für diese ausserordentliche Situation und vor allem gute Gesundheit!